Dunkler Garten by Nancy Taylor Rosenberg

Autor:Nancy Taylor Rosenberg [Rosenberg, Nancy Taylor]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783955305642
Herausgeber: Edel:eBooks
veröffentlicht: 2014-09-18T22:00:00+00:00

Kapitel 22

Mittwoch, 20. September 2006, 19.50 Uhr

Carolyn musste eine eineinhalbstündige Untersuchung über sich ergehen lassen. Sie hatte von Holdens Schlägen am Kopf und im Gesicht Blutergüsse, die sie jedoch mit ihren Haaren und Make-up verdecken konnte. Der Arzt hätte sie gern über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus behalten, um eine Gehirnerschütterung ausschließen zu können. Carolyn versicherte ihm jedoch, sie kenne die Symptome und würde bei dem kleinsten Verdacht sofort wieder kommen.

Eine junge, blonde Krankenschwester suchte jeden Millimeter ihres Körpers nach möglichen DNA-Spuren ab. Obwohl Holden nicht in sie eingedrungen war, schabte die Krankenschwester Carolyns Fingernägel ab, kämmte ihr Schamhaar durch und suchte nach Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel und Vorejakulat.

Hank hatte Mary Stevens mit dem Papierkram beauftragt. Sie wartete vor der Tür, während die Krankenschwester, die eigens zur Untersuchung von Sexualopfern ausgebildet war, ihre Arbeit machte. Bevor Frauen in den Polizeidienst aufgenommen worden waren, hatte immer ein männlicher Polizist bei der Untersuchung von Vergewaltigungsopfern anwesend sein müssen, wodurch der ohnehin schon entwürdigenden Situation eine weitere Demütigung hinzugefügt wurde. Inzwischen waren weibliche Krankenschwestern speziell für diese Fälle ausgebildet; zwar verfügte nicht jedes Krankenhaus über das entsprechende Personal, konnte dann aber zumindest auf weibliche Polizistinnen zurückgreifen.

Eine Jeans und eine rote Bluse unter den Arm geklemmt, nahm Mary das Beweismaterial entgegen und steckte dann den Kopf in das Untersuchungszimmer. »Sind Sie so weit? Ich habe Ihnen ein paar Klamotten mitgebracht, die ich im Wagen hatte.«

»Ist das nicht Ihre Mordbluse?«, fragte Carolyn, während sie in Marys Jeans schlüpfte, die ihr viel zu groß war.

»Bingo. Ich dachte, das würde Ihrer gegenwärtigen Stimmung entsprechen.«

»Das können Sie laut sagen«, erwiderte Carolyn. »Ich weiß nicht, was schlimmer ist: die Vergewaltigung oder das peinliche Gefühl, wenn einem jemand mit einem Baumwolltupfer die Vagina untersucht.«

Mary bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. »Schlimm, was?«

»Holden war wie ein Bulle«, erzählte Carolyn, während sie die rote Hemdbluse zuknöpfte. »Ich hatte gegen ihn keine Chance. Es war wirklich ein verdammtes Glück, dass Hank an sein Handy gegangen und gerade noch rechtzeitig aufgetaucht ist.«

»Mir tut jetzt schon der Vergewaltiger leid, dessen Fall Sie als nächstes bearbeiten.« Grinsend lehnte sich Mary an die Wand. »Ich wette, Sie werden sich nicht von rührseligen Kindheitsgeschichten erweichen lassen.«

»Allerdings«, sagte Carolyn. »Ich wäre persönlich dazu bereit, den Scheißkerl zu kastrieren, wenn das Gericht Holden nicht zu lebenslänglich verdonnert. Die Todesstrafe wäre sogar noch befriedigender. Knallhart, was? Als Christin sollte ich eigentlich meinen Feinden vergeben, ihnen die andere Wange hinhalten.«

»Ich bin auch eher der Auge-um-Auge-Typ«, sagte Mary und strich sich die Haare zurück. »Haben Sie Lust, eine Kleinigkeit essen zu gehen? Wenn Sie etwas im Magen haben, werden Sie sich bestimmt besser fühlen.«

»Nein, danke. Ich will nur noch nach Hause zu meinen Kindern.«

Sobald sie im Auto saßen, fragte Mary behutsam: »Wollen Sie über die Sache reden, oder ist es dafür noch zu früh?«

»Wir müssen den Kerl kriegen, Mary«, sagte Carolyn und schlang die Arme um den Oberkörper, als wäre ihr kalt. »Er ist jetzt irgendwo da draußen und lauert seinem nächsten Opfer auf. Glauben Sie mir, er hätte mich eiskalt umgebracht. Ich

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